Petrikovics gesteht bei Einvernahme Tricksereien ein

Die Aussagen von Karl Petrikovics bei der Staatsanwaltschaft und der aktuelle Sonderprüfbericht von Deloitte über die Constantia Privatbank (CPB) bringen neues Licht in die Immofinanz-Affäre. Wie das Magazin FORMAT berichtet, waren es über 1,1 Milliarden Euro an Anlegergeldern aus der Immoeast, die am Höhepunkt in der 2. Jahreshälfte 2007 – über die Immofinanz Beteiligungs AG (IBAG) – in Töchter der CPB geschleust worden waren. Rund eine Milliarde hatte die CPB in Aktien von Immofinanz und Immoeast investiert. 60 Millionen waren in die Beteiligung am Laborunternehmen Futurelab geflossen, über 50 Millionen in so genannte Bauherren-Modelle der CPB.

Die übrig gebliebenen Schulden gegenüber der Immoeast aus diesen Transaktionen beziffert der Deloitte-Bericht laut FORMAT mit 567 Millionen Euro, bisher war von 512 Millionen die Rede. Rund 570 Millionen wurden nach dem Deal mit Rechtsanwalt Fries zurückbezahlt (über einen Verlustausgleich und eine Put-Option allerdings voll besichert durch die holländische Holding Constantia B.V.).

Die Constantia B.V. haftet bekanntlich auch für die verbliebenen Verbindlichkeiten, bestreitet diese aber. Die Immofinanz-Gruppe droht daher mit Klage. FORMAT zufolge ist das Banken-Konsortium, das die CPB übernommen hat, um einen Kompromiss bemüht: Die Constantia B.V. soll etwa 350 Millionen Euro Cash in die Immoeast einzahlen. Für den Rest bekommt die Immofinanz-Gruppe die Managementverträge, die immer noch bei der CPB liegen. Allerdings beziffern Immofinanz-Chef Thomas Kleibl und Immoeast-Boss Eduard Zehetner den Wert der Verträge mit Null.

In seiner Einvernahme, deren Protokolle FORMAT vorliegen, sagte Petrikovics aus, dass die CPB auch in den Jahren zuvor, mit Anlegergeldern in Aktien der Immofinanz-Gruppe spekuliert hat. Damals ging das noch gut. Für das Jahr 2006 gibt Petrikovics den Gewinn für die Bank daraus "mit etwa 57 Millionen Euro" an.

Weiteres brisantes Detail: Schon im November 2007 verlangte die FMA einen Bericht über die Transaktionen. Die CPB fürchtete "eine Überschreitung der Großveranlagungsgrenze", weshalb man fingierte Interessenten für die Aktienpakete präsentierte, wie Petrikovics beim Staatsanwalt zugab: "Alle drei Investoren haben auf unser Ersuchen nur zum Schein Aufträge erstattet. Die entsprechenden Schreiben waren auch rückdatiert." Auch die Vertrauten der früheren CPB-Eigentümerin Christine de Castelbajac waren in die Machenschaften involviert, sagt Petrikovics: "Der Aufsichtsratspräsident Prinz Liechtenstein und der Eigentümervertreter Guido Schmidt-Chiari wurden von uns in die geschilderte Vorgangsweise auch eingeweiht."